Kriegserklärung

Wenn ich doch so schön wär
Wie die Mädchen auf dem Land!
Sie tragen gelbe Hüte
Mit rosenrotem Band.
[24]
Glauben, daß man schön sei,
Dächt ich, ist erlaubt.
In der Stadt, ach! ich hab es
Dem Junker geglaubt.
Nun im Frühling, ach! ist's
Um die Freuden getan;
Ihn ziehen die Dirnen,
Die ländlichen, an.
Und die Taill' und den Schlepp
Verändr' ich zur Stund;
Das Leibchen ist länger,
Das Röckchen ist rund.
Trage gelblichen Hut
Und ein Mieder wie Schnee;
Und sichle, mit andern,
Den blühenden Klee.
Spürt er unter dem Chor
Etwas Zierliches aus;
Der lüsterne Knabe,
Er winkt mir ins Haus.
Ich begleit ihn verschämt,
Und er kennt mich noch nicht,
Er kneipt mir die Wangen
Und sieht mein Gesicht.
Die Städterin droht
Euch Dirnen den Krieg,
Und doppelte Reize
Behaupten den Sieg.
[25]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Werke. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827). Lieder. Kriegserklärung. Kriegserklärung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-699F-E