499) Die Goldlauter. 1
Der Ort, die Goldlauter, eine Stunde über Suhl, dankt seinen Ursprung wie seinen Namen dem Bergbau, der vor Zeiten in dieser Gegend schwunghaft betrieben ward. Davon zeugen noch häufige Halden und die Namen der Stollen, wie die Ueberlieferungen von reinen Funden an edlen Erzen. An der Hohenleite, am Rosenberge, an der Hirschzunge, lauter Namen von Bergdistricten, in denen sich Gruben befanden, fand man reichlich Silber. Dort an der Hirschzunge war der tiefe Stollen, am Rosenberge der Stollen, genannt die weiße Lilie, an der Hohenleite der Stollen: die güldene Rose. Man fand gediegenes Silber und goldene Nierlein und erzählt von alten Ruthengängern, welche berichteten, daß die erzhaltigen Flötze vom Rosenberge sich hinauf bis zum Schneekopf unter die Teufelskruse ziehen, und durch den Schneekopf hindurch bis an den Gräfenröder Grund.
Ein Handelsmann von Willersdorf traf außerhalb Thüringen einen Mönch, der, als er erfahren, daß der Mann in dieser Gegend zu Hause sei, nach der Goldlauter fragte und nach deren Bergwerken. Da nun jener klagte, daß der Bergbau zum Erliegen gekommen sei, so antwortete der Mönch, das glaube er gern, das Bergwerk könne nicht in die Höhe kom men, weil dasselbe versetzt sei mit dem linken Fuße einer Stute, in welchen drei Nägel eingeschlagen seien. Würde der Zauber gehoben, so würde man nicht mehr sagen: Goldlauter, sondern: Lauter Gold. Wie der Reisende heimkam, wurden ihm Vorwürfe gemacht, daß er nicht tiefer in den Mönch gedrungen habe, um von ihm zu erfahren, wie denn jener Zauber vom Bergwerk zu heben und zu lösen sei. Jener versprach nun bei seiner nächsten Reise dem Mönche nachzuforschen, allein er kehrte nicht wieder heim, denn er hatte das Unglück in der Elbe zu ertrinken. Noch heißt eine Felswand nahe der Goldlauter: die Hoffnungswand, und heißt die Vertrauenden hoffen. In der Hirschzunge endlich steht ein ganz goldener Hirsch, der einst erschlossen werden wird.
Fußnoten
1 Nach Bechstein Bd. I. S. 29.