1283. Die Schwerttänze bei den Dithmarschen.

(S. Neocorus, Chronik v. Dithmarschen, herausg. v. Dahlman. [Kiel 1827] Bd. II. S. 566.)


Die Dithmarschen, ein sehr tapferes Volk und die eigentlichen ächten Abkömmlinge der alten Deutschen, haben bis ins vorige Jahrhundert noch bildlich manche alte Sitte ihrer Vorfahren beibehalten, so haben sie z.B. die Sitte der alten Deutschen durch einmüthige Wahl des ganzen Volkes sich einen Heerführer oder Herzog zu wählen und den Erwählten auf ein Schild zu setzen und auf ihren Schultern in die Höhe zu heben in ihren Schwerttänzen erhalten, indem sie ihren Anführer oder König durch die künstliche Ineinanderfügung ihrer Schwerter beim Schwerttanze zur Erinnerung daran in die Höhe gehoben und im Kreise herumgetragen. Im Jahre 1747 verfuhren sie nun noch bei diesen Festlichkeiten also.

Die Tänzer trugen weiße Hemden mit verschiedenen bunten Bändern allenthalben geziert und umwunden, an jedem Beine hatten sie eine Schelle hängen, welche je nach den Bewegungen der Beine einen angenehmen Schall von sich gab. Der Vortänzer und der, so in der Mitte war, trugen einen Hut, die Uebrigen tanzten mit entblößtem Haupte, weil sie auf jene zwei beständig ihre Aufmerksamkeit richten mußten. Zu Anfange hielt der Vortänzer oder König, wie sie ihn nannten, eine kleine Rede an die anwesenden Zuschauer, worin die Vortrefflichkeit und das Alterthum ihrer Tänze gerühmt und die Zuschauer gewarnt wurden, sich vor den bloßen Schwertern in Acht zu nehmen, damit sie keinen Schaden erleiden möchten. Hierauf nahm der Schwerttanz mit Rührung der Trommel seinen Anfang, mit solcher Geschwindigkeit, Accuratesse und Munterkeit, daß sich ein Jeder darüber verwunderte. Bald tanzten sie in der Runde, bald kreuzten sie durch einander, bald sprangen sie mit großer Behutsamkeit über die Schwerter, bald legten sie solche in einer künstlichen Stellung, welche einer Rose nicht unähnlich war, zusammen, tanzten um diese Rose in einem Kreise herum und sprangen darüber weg, bald hielten sie die Schwerter so in die Höhe, daß einem Jeden eine gevierte Rose über dem Kopfe stand. Endlich wußten sie nun ihre Schwerter so künstlich zusammenzufügen und zu verwickeln, daß ihr König oder Vortänzer nicht nur darauf treten, sondern daß sie denselben auch mit einer Behendigkeit in die Höhe heben und halten konnten. Derselbe hielt dann abermals eine Danksagungsrede, daß man ihrer Lustbarkeit beigewohnt und überdem den Tänzern mit einer billigen Verehrung an die Hand gegangen [1049] sei. Wenn sie nun ihren König wieder herunter auf den Erdboden gesetzt hatten, so ward das ganze Schauspiel durch ein abermaliges Tanzen, wie zu Anfange, geendigt und beschlossen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Schleswig-Holstein. 1283. Die Schwerttänze bei den Dithmarschen. 1283. Die Schwerttänze bei den Dithmarschen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4CD5-2