291) Böses Gewissen wird zum Verräther. 1

Nicht lange vor der Eroberung Magdeburgs durch Tilly hat ein Bürger zu Magdeburg einen Buchführer, Namens Rambau, erstochen, hernach aber auf den Rath eines Advocaten die That geleugnet. Als man nun in der Rathsstube Verhör hielt, gab Gott ein Zeichen, indem er das hölzerne Bild der Gerechtigkeit, so über der Stubenthüre fest mit eisernen Nägeln angeheftet war, von sich selbst herabfallen und in etliche Stücke zerbrechen ließ. Niemand aber wollte sich daran kehren, der Thäter ward losgesprochen. Ob nun zwar die Gerechtigkeit bei den Menschen schlief, so wachte sie doch bei Gott; denn der Todschläger gerieth bald darauf in die äußerste Armuth, fiel auch in eine tödtliche Leibeskrankheit, darin ihn sein böses Gewissen dermaßen ängstigte, daß er sich öffentlich von der Kanzel ablesen und des begangenen Mordes halber um Verzeihung bitten ließ, worauf er auch gestorben ist. Der ungewissenhafte Advocat aber, so zum Leugnen gerathen, ist Anno 1631 bei der Eroberung der Stadt elendiglich hingerichtet worden.

Fußnoten

1 Nach Vulpius S. 300.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Provinz Sachsen und Thüringen. 291. Böses Gewissen wird zum Verräther. 291. Böses Gewissen wird zum Verräther. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4A72-A