445. An Marie Hesse
445. An Marie Hesse
Wiedensahl 16. Aug. 1879.
Meine liebe Frau Heße!
Den Dienstag Nachmittag wär ich also bei wunderschönem Wetter gar gemächlich durch den Wald hierher spatziert. Da steh, geh und sitz ich denn nun wieder und verwundre mich, wie Kohl, Bohnen und Rüben im Gärtchen so hoch und breit gediehen, wie die Rosen bereits einen zweiten Blüthenanlauf nehmen, wie das Korn in goldnen Garben steht – und siehe da! schon ist der leise, ahnungsvolle Silberduft des Herbstes drüber hingeschleiert. – Das hätten wir nun bald alles mal wieder gehabt! – Ja, wenn wir unsern Husten nur auch mit unterpflügen könnten! – Denn Sie dürfen nicht glauben, daß sie Den nur allein haben. – Nein, nein! – Ich habe mir, wenn auch keinen Achundkrachhusten, so doch einen guten, hausbackenen Leerer Juden- und Pferdshusten mitgebracht. Darum: Mit Husten und mit Dankbarkeit muß ich jetzt daran zurück denken, wie Sie mir in Borkum eine so freundliche Tischnachbarin und liebenswürdige Mitbummlerin am Strande gewesen, was ich denn auch ganz und ganz gewiß nicht so bald vergeßen will. – An Herrn Heße meinen herzlichen Gruß! – Auch empfehl ich mich schönstens [dem Georg und dem Gretchen und dem Annchen und Hannchen,]
Wilh. Busch.