202. Donau will ihr Opfer haben.
Ertingen.
Die Donau will alle Jahre ihr Opfer haben, weßwegen man Badende, die sich auf ihre Geschicklichkeit im Schwimmen berufen, mit dem Sprichwort warnt: »dər beşt Klimmər işt schəõ z'tåəd g'fallə, und dər beşt Schwimmər işt schəõ vərsuffə.« Es gibt auch »Altwasser«, welche heimtückisch auf ihr Opfer lauern, besonders auf Kinder, die aus ihnen Wasserrosen holen wollen 1.
Fußnoten
1 Dieser Volksglaube weist nur zu deutlich auf einen alten Cult hin, »dem Wassergeist müsse man opfern.« Der Neckar, die Enz, die Saale fordert jährlich ein Opfer. Vgl. Grimm, Mythol. I. 462. H. Runge, Quellcult S. 24. 25. – Das pädagogische Element, »Kinder vom Wasser abzuhalten«, darf hier nicht übersehen werden. Menzel, deutsche Dichtung I. 91. »In der ältesten Heidenzeit wurden den Flüssen ohne Zweifel Menschen geopfert.« Vgl. die schöne Sage vom weißen See im Urbisthale bei Stöber Nr. 93, wo Alles verdorrt, Vögel und Wild herum stirbt, bis ein Geier ein Kind in jenen See fallen läßt, worauf wieder Alles aufblüte und das Wasser krystallhell worden ist. Märk. Sagen Nr. 82. Nordd. Sagen Nr. 84. Deutsche Sagen Nr. 61. 62. Schambach und Müller, nieders. Sagen S. 62. Nr. 84. Im Elsaß ist der Glaube, an gewissen Tagen verlangen Flüsse und Seen ihre Opfer, sehr verbreitet. Stöber 109. Vgl. auch Daumer, Geheimnisse des christl. Alterthums II. 231. Kuhn u. Schwarz, nordd. Sagen S. 181.